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Alltagsleben,  Kultur

Die 6 Schokoladen der Liebe – Valentinstag in Japan

Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass der Valentinstag in Japan ein wenig anders abläuft als im Rest der Welt. Wenn du dich jetzt fragst, was es mit den 6 Schokoladen der Liebe auf sich hat, lies unbedingt weiter. In diesem Beitrag erfährst du, wie die kuriosen Schokoladen den Valentinstag in Japan bestimmen.

Dabei ist es kein Zufall, dass der Valentinstag in Japan stark kommerzialisiert ist. So übernahm ursprünglich ein Konditor und Süssigkeitenhändler aus Kobe 1936 die Idee des westlichen Festes, um mit dieser Umsatz fördernden Marketingidee westliche Kunden anzulocken. Ab 1953 kamen herzförmige Schokoladen ins Sortiment, was den gewünschten Erfolg brachte. Heute ist der Valentinstag fest im japanischen Kalender verankert.

Besonders kurios: Schokolade ist nicht gleich Schokolade! Die vielschichtigen sozialen Geflechte und das ritualisierte Austauschen von Geschenken in Japan verkomplizieren die Sache ein kleinwenig. Anders als im Westen verschenken Frauen Schokolade an die Männer und das nicht nur an den heimlichen Schwarm, sondern auch an Kollegen, Familie und Freunde.

Liebe trifft auf Kommerz - die Anfänge des Valentinstag in Japan

Dieser Umstand allein beschert der Schokoladen- ebenso wie der Floristikbranche kräftige Umsätze. Aber warum sich mit einem einzigen verkaufsstarken Tag begnügen? So oder so ähnlich dachte sich wohl ein weiterer Konditor, der in den 1970er Jahren das männliche Pendant zum Valentinstag erfand: den White Day.

Einen Monat später am 14. März revangieren sich die beschenkten Herren im Idealfall bei der Herzensdame, ebenfalls mit einem Geschenk. Schon Wochen vorher finden sich in den Auslagen der Department Stores und in zahllosen Pop-up Stores großer Marken unzählige Sonderprodukte in allen Preisklassen.

Aber keine Sorge! Auf die Frage „Wem schenke ich was“ findest du hier die Antwort und besserst nebenbei noch deine Japanischkenntnisse auf! Denn jede Gelegenheit erfordert die passende Schokolade.

6 Arten von Schokolade in Japan erklärt

  1. 本命チョコhonmei choko
    Die wahren Gefühle gegenüber dem heimlichen Schwarm (oder dem Partner) schlagen sich meist unmittelbar im Preis nieder: hierfür wird gerne zu teurer Schokolade gegriffen. Oder selbstgemacht: für ein Geschenk mit besonders persönlicher Note. In den 100-Yen Läden, wie z.B. Daiso werden im Februar allerlei Utensilien und Verpackungsmaterial für eben diesen Zweck angeboten
  1. 義理チョコgiri choko
    Die Pflicht-Schokolade geht an Kollegen und Klassenkameraden und drückt die Wertschätzung gegenüber der gemeinsamen Arbeit aus. Hier tun es auch die generischen Angebote, welche meist auch preisgünstiger sind. Neben Schokolade sind auch Süßigkeiten und Kekse beliebt. Mit steigender Emanzipation hat dieser Trend in den letzten Jahren jedoch deutlich nachgelassen. Meist kommen nur noch männliche Vorgesetzte in den Genuss.

  2. ファミチョコfami choko
    Auch die Familie wird mit süßen Geschenken bedacht. Die Familien-Schokolade ist meist eine kleine Aufmerksamkeit, häufig auch selbstgemacht. Der Hersteller Ghana münzt den Trend in seiner Werbekampagne augenzwinkernd zu  マザチョコ – maza choko um, vorbehalten für die Mutter. Damit wären es sogar 7 Schokoladen. 😉 

  3. 友チョコ – tomo choko
    Bei der selbstgemachten Schokolade werden oftmals direkt mehrere Portionen hergestellt. Denn die Freundschaft-Schokolade (tomo choko) sollte an keinem Valentinstag fehlen. In den letzten Jahren ist die Tradition besonders bei Mittel- und High-School Schülerinnen beliebt, die sich gegenseitig beschenken.

  4. 逆チョコgyaku choko
    Bei uns normal, in Japan eher ungewöhnlich: bei der Umkehr-Schokolade beschenkt der Mann seine Auserkorene.

  5. マイチョコmai choko (auch jibun choko, 自分チョコ)
    Last but not least: die mai choko (von engl. my, also meine). In Zeiten von Mindfulness und jüngst auch sozialer Isolation ist Schokolade einfach Selfcare pur. Als Belohnung und Aufmunterung für sich selbst wird die mai choco immer beliebter. Das Video von Ghana hierzu habe ich dir unten verlinkt.

Tradition im Wandel - Valentinstag in Japan heute

Eins steht fest: die Liebe ist ewig. Aber der Valentinstag unterliegt dem Wandel der Zeiten.

Gesellschaftlicher Wandel und ein neues weibliches Selbstbewusstsein sorgen auch in Japan für ein Umdenken bei der (erfundenen) Tradition. Die Pflichtschokolade wird so nicht nur zu einer finanziellen, sondern darüber hinaus zur Sinnfrage. Und nicht zuletzt erfordert ein rituelles Geschenk ein Gegengeschenk, welches am White Day in den meisten Fällen auf sich warten lässt. Gewitzte Ehemänner überlassen es gar ihrer Ehefrau, den White Day für sie zu organisieren. Abhilfe schaffen Online-Angebote mit Lieferdienst, so dass sich die lästige Pflicht mittlerweile auch komplett von zuhause aus erledigen lässt. Auch verbringen immer mehr Japaner den Valentinstag vermutlich ohnehin allein, denn die Single-Quote ist, ähnlich wie in anderen Industrienationen, hoch. Böse Zungen behaupten im Zuge dessen, dass die ungebrochen langen Schlangen vor den Auslagen der Kaufhäuser nun zum Großteil der mai choko zuzuordnen seien.

Die bekannten Schokoladenhersteller müssen sich derweil weiterhin ins Zeug legen und tummeln sich inzwischen auf den sozialen Netzwerken. So rief der japanische Marktführer Ghana zum diesjährigen Valentinstag eine Hashtag Challenge auf seinem Instagram und Twitter Kanal aus, zu finden unter #バレンタインのせいにして (zu deutsch: Schieb es auf den Valentinstag). 

In diesem Sinne einen schönen Valentinstag an alle Verliebten, Paare und Singles, ganz egal ob Hetereo oder LGBTQ! <3

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